(10. Jänner 2019, Marcus Marschalek)
Mit soviel positivem Feedback habe ich nicht gerechnet. Rund 30 Personen haben ihr Kommen für den 10. Jänner 2019 zugesagt. Der Kick-off Termin für das Projekt Frau Jedermann in Rodaun. Doch jetzt habe ich ein Problem: Wo bringe ich für die Präsentation 30 Leute unter. Ich stehe in den Räumen der Rodauner Töpferwerkstatt „Werkerei“ und überlege, wie ich hier die Menschen „schlichten“ könnte. Schnell wird klar, ich muss umbauen und den großen Tisch zerlegen und aus dem Raum schaffen.
Eine Menge Ideen gehen mir für die Inszenierung durch den Kopf. Ich stelle mir bereits vor, wie die Schauspielerinnen und Schauspieler in schwarzen Gewändern auf die Bühne ziehen. Man hört einen gregorianischen Choral. Auf der Bühne steht ein großer Glaszylinder. Dort fischen sich die Darstellerinnen und Darsteller das Gewand für ihre Figuren aus dem Zylinder und schlüpfen, im wahrsten Sinn des Wortes, in ihre Rollen. Der gregorianische Choral wird rhythmischer und verwandelt sich zum Rave. Die Party beginnt und wird unterbrochen, als der SPIELANSAGER auf die Bühne tritt.

Spielansager: „Nun habet allsamt Achtung Leut und hört was wir euch vorstellen heut„
Ich stelle eine Präsentation zusammen und versuche, meine Ideen zu strukturieren. Immerhin möchte ich 30 Leute zum Mittun animieren. Schon bald wird sich entscheiden, ob es ein „Wir“ gibt und das Projekt startet, oder ob es nur eine nette Idee bleibt.

Dann, am 10. Jänner, die erste Absage: „Mein Kind ist krank, tut leid, kann nicht kommen“. Fünf Minuten später: „Sorry, muss noch länger arbeiten“ und sogleich die nächste Nachricht: „Bin noch in Wr. Neustadt, schaffe es vermutlich nicht.“ Und so geht es weiter. Elf Absagen haben sich bis eine Stunde vor dem Kick-off angehäuft. Als dann auch noch jemand auf WhatsApp postet, „wenn alle absagen, dann komme ich auch nicht“, ist meine Stimmung am Boden.

Ich versuche mich zu motivieren. Ermutige mich, dass ich vor Kurzem noch mit zehn bis fünfzehn Menschen im Team mehr als glücklich gewesen wäre. Genau so viele werden vermutlich heute kommen. „Positiv denken, positiv denken …“, rezitiere ich wie ein Mantra.
Die ersten Interessentinnen und Interessenten treffen ein. Nur wenige kenne ich, viele neue Gesichter sind dabei. Ich vergleiche mit der Anmeldeliste und merke, da sind viele da, die sich gar nicht angemeldet haben. Der Raum der Werkerei wird immer voller, auf den Bänken rutschen die Menschen zusammen, alle Plätze sind besetzt. Wir sind 37! Eine Achterbahnfahrt der Gefühle war das heute: warm, kalt, warm. Ein emotionaler Start für ein tolles Projekt.